Weit schweift der Blick über die hügelige Landschaft mit ausgedehnten bunten Wiesen, vorbei an Schlehen- und Weißdorngebüschen über schmalen Auwald entlang eines gurgelnden Bächleins bis hin zu den bewaldeten Höhenrücken. Die Blütenvielfalt der Wiesen mit Arnika, Margeriten, Glockenblumen, Pippau und tausenden Orchideen lockt zahlreiche Insekten an. Hier findet die Haselmaus noch eine Heimat. Der Neuntöter auf der Spitze eines alten Weißdorns hält Ausschau nach Beute. Der Gesang der Feldlerche erklingt in der Luft. Am Waldrand kreist der Rotmilan.
Wie hier in der Gernsdorfer Weidekämpe gibt es in Nordrhein-Westfalen viele wunderbare Naturschätze. Zum Schutz solch wertvollen Naturerbes hat die Europäische Union vor 35 Jahren mit dem Aufbau des EU-weiten Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000 begonnen. Rückgrat dieses Netzes sind die nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) ausgewiesenen Gebiete zum Schutz bedeutender Lebensräume und ausgewählter Arten sowie die nach der Vogelschutzrichtlinie ausgewiesenen Gebiete zum Schutz bestimmter, EU-weit gefährdeter Vogelarten. Europaweit gibt es heute rund 26.000 dieser Natura-2000-Gebiete, in Deutschland sind es rund 5.100, in Nordrhein-Westfalen 546.
Das erklärte Ziel dieses riesigen Schutzprojektes ist der Erhalt seltener, wertvoller Lebensräume und gefährdeter Tier- und Pflanzenarten. Natura-2000-Gebiete dienen also in erster Linie dem Schutz der Natur. So dürfen beispielsweise der Bau von Gewerbegebieten, neuen Straßen oder andere Maßnahmen nur genehmigt werden, wenn diese keine erhebliche Verschlechterung des Gebietes und dessen Schutzfunktion für gefährdete Tiere und Pflanzen zur Folge haben. Doch der Druck auf diese letzten Refugien ist enorm und es wird immer schwieriger diese Gebiete vor diversen Nutzungsinteressen zu schützen.
Auch die touristische Nutzung zählt zu den Faktoren, die die Funktion so manches Natura-2000-Gebietes zunehmend beeinträchtigt. Der Freizeit- und Erholungsdruck gerade auf besonders beliebte Gebiete vor allem auch in der Nähe von Ballungsräumen wie beispielsweise die Wahner Heide bei Köln, ist so groß, dass die Sorge wächst, ob diese Gebiete ihren eigentlichen Zweck noch erfüllen können. Gerade aus Sicht des Naturschutzes ist es aber dennoch wünschenswert zumindest in Teilen der nordrhein-westfälischen Schutzgebiete ein Naturerleben zu ermöglichen. Denn die Notwendigkeit, die Vielfalt und Schönheit einzigartiger Lebensräume, bedrohter Tiere und Pflanzen zu schützen und zu erhalten, wird häufig nur dann für jeden Einzelnen nachvollziehbar, wenn es die Möglichkeit gibt Natur zu erleben und zu genießen.
Zusammen mit den Biologischen Stationen in Nordrhein-Westfalen haben wir für Sie deshalb 200 Gebiete ausgewählt, die auf ausgewiesenen Pfaden ein einmaliges Naturerleben ermöglichen ohne der Natur zu schaden. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Besuch dieser Gebiete und auf den Wegen von einem zum anderen. Besuchen Sie die Buchenwälder im Teutoburger Wald zur Frühjahrsblüte, erleben Sie die Vielfalt heimischer Schmetterlinge auf unserer Schmetterlingsroute, genießen Sie die Ruhe und Schönheit blühender Heidelandschaften im Spätsommer oder erfahren Sie heimische Flusslandschaften entlang von Ems oder Lippe. Um eines nur bitten wir Sie auf Ihren Touren zu den Naturschönheiten Nordrhein-Westfalens: Beherzigen Sie unsere Tipps zum richtigen Verhalten in der Natur, denn Schutzgebiete, Pflanzen und Tiere sind angewiesen auf unsere Rücksichtnahme.